„MÄNNERBERUF“ LANDSCHAFTSGÄRTNERIN
- svenjaklassert
- 8. Okt. 2015
- 3 Min. Lesezeit

Ihren grünen Daumen entdeckte Mira schon als Kleinkind – damals wollte sie Blumenverkäuferin oder Gärtnerin werden. Mit 15 Jahren beschloss sie, eine Ausbildung in Garten- und Landschaftsbau zu machen – eine eher ungewöhnliche Berufswahl für ein Mädchen. Im Jahr 2015 wurden nur 12 % der Ausbildungsverträge von Frauen abgeschlossen. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeigt, dass der Beruf eine Männerdomäne ist: nur 16 % sind weiblich. Wie sich das auf ihren Arbeitsalltag auswirkt – ob Vorteile oder Vorurteile überwiegen – verrät Mira im Interview.
Was hat dich dazu motiviert, Landschaftsgärtnerin zu werden?
Ich habe schon immer gerne im Garten gearbeitet – schon als kleines Kind habe ich meiner Oma und meiner Mama dabei geholfen. Mit ca. neun Jahren habe ich dann mal eine Landschaftsarchitektin kennen gelernt und heraus gefunden, dass es zu meinem Hobby auch einen Beruf gibt: Landschaftgärtner.
Wie haben deine Familie und Freunde auf deine Berufswahl reagiert?
Meine Freunde relativ neutral und interessiert. Meine Mutter und meine Oma hatten Zweifel, ob ich das als Mädchen körperlich schaffe und Angst wegen der Unfallgefahr. Sie meinten, ich solle lieber Floristin lernen. Mein Vater wollte, dass ich auf der FOS Fachabitur mache und danach studiere, anstatt einen Beruf zu lernen. Nur meine zwei älteren Schwestern haben mich aber von Anfang an unterstützt.
„Meine Mutter und meine Oma hatten Zweifel, ob ich das als Mädchen körperlich schaffe und Angst wegen der Unfallgefahr. Sie meinten, ich solle lieber Floristin lernen.“
Hast du im Berufsalltag mit Vorurteilen zu kämpfen?
Stellenweise ja und stellenweise nein. In meiner Ausbildung und in meinem ersten Berufsjahr habe ich überwiegend mit Männern zusammen gearbeitet, was teilweise sogar vorteilhaft war, weil sie mich ein bisschen betüddelt haben. Zum Beispiel sagten sie: „Nee nee, du hebst das nicht, wir machen das.“ Aber manchmal wurde man als Frau überhaupt nicht ernst genommen und es kamen doofe Chauvi-Sprüche wie, „Als Frau sollte man lieber Unkraut jäten als bauliche Arbeiten zu machen.“ Es gibt eben immer ein paar schwarze Schafe, die hinterwäldlerisch sind und denken „Frauen gehören an den Herd.“ Ich habe aber eigentlich mehr positive Erfahrungen gemacht als negative.
Von den Vorurteilen zu den Vorteilen: hast du welche gegenüber deinen (männlichen) Kollegen?
Ja, wie gesagt muss ich oft nicht so schwer heben. Ich habe auch das Gefühl, das ich bei der Abschlussprüfung vielleicht ein bisschen besser bewertet wurde, weil ich ein Mädchen bin. Wobei ich mir da nich sicher bin, vielleicht war ich auch gut. Ich bin eben sehr selbstkritisch, das ist schwer einzuschätzen. Aber wenn eine Frau daher kommt und eine gute Leistung abliefert, sind die Prüfer schneller mal beeindruckt, als wenn das ein Kerl macht, was für sie „normaler“ ist.
Statt Kostüm und Make-up trägst du Arbeitskleidung und eine extra Portion Sonnencreme – denkst du es gibt Männer die deinen Beruf „unweiblich“ finden?
Ich denke schon, aber an so einem Mann hätte ich auch kein Interesse. Mir fehlt es zwar manchmal, mich tagsüber schön anzuziehen oder eine hübsche Frisur zu machen. Und ich glaube schon, dass ich in meiner Arbeitskleidung, ungeschminkt und mit zusammen gebundenen Haaren für die meisten Männer nicht sexy bin – vor allem im Winter in meiner riesigen Jacke, in der ich wirke, als würde ich 20 kg mehr wiegen und die aussieht wie ein Bonbon (lacht), das glaube ich definitiv. Aber Landschaftsgärtnerin zu sein gehört zu mir, das macht mir Spaß und das muss ein Mann auch akzeptieren.
Wie würdest du mehr Frauen dazu motivieren, in deinem Beruf zu arbeiten?
Ich würde sie in erster Linie darauf hinweisen, das es den Beruf gibt – er ist nämlich immer noch relativ unbekannt. Ich würde ihnen erzählen, was man alles macht, dass es ein sehr abwechslungsreicher Beruf ist und dass man von alles rund um Gartenbau und -pflege lernt: Erd-, Wege-, Terrassen-, Teich- und Mauerbau und natürlich vieles über Pflanzen. Es ist auch kreativ und trotzdem ist man draußen und körperlich ausgelastet. Gerade wenn man nicht unbedingt einen Büro-Job möchte, gerne ein bisschen kreativ arbeitet und noch dazu gerne in der Natur ist, dann ist es einer der besten Berufe

Mira bedient nicht nur eine Heckenschere mit links – sie kann sogar Bagger fahren
*Quelle: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V.
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